Unter allen Bräuchen der Karwoche und des Osterfestes, die im Lande zwischen Rhein und Weser bekannt sind, nimmt die Hallenberger Osternacht eine Sonderstellung ein.

Anders, als in vielen anderen Orten, an denen am Karsamstag das Osterfeuer abgebrannt wird, lodern die Flammen des Hallenberger Osterfeuers bereits am Karfreitag, denn der Karsamstag in in Hallenberg einem ganz besonderen Brauch gewidmet: Der Hallenberger Osternacht!

Und was sich dort in Hallenberg ereignet, ist außergewöhnlich und gespenstisch zugleich.

Um kurz vor Mitternacht versammeln sich auf dem historischen Hallenberger Marktplatz viele junge Leute, die meisten von ihnen Mitglieder des 200 Jahre alten Burschenvereins. Wenn die Turmuhr der Pfarrkirche den letzten Schlag getan und den Beginn des Osterfestes verkündet hat, stimmen sie ein altes, nur in Hallenberg vorkommendes Passionslied an. Sobald die letzte Strophe verklungen ist, setzt ohrenbetäubener Lärm ein: Eigens konstruierte „Lärmmaschinen" werden in Gang gesetzt, auf Handwagen befestigte Kreissägeblätter jeder Größe mit Hämmern und Eisenstäben geschlagen, große Rasseln gedreht und selbst Handsirenen aus dem letzten Krieg kommen wieder zum Einsatz.

Eine alte Tradtion unbekannter Herkunft

Ein eigenartiger Umzug, der von drei mächtigen Kreuzen angeführt wird, die von innen beleuchtet sind und auf rotem Außenbezug die Wundmale und das Antlitz Christi zeigen, setzt sich in Gang. Den Kreuzen folgen Träger von Papierlaternen und zuletzt der „Lärminstrumente". Auch eine alte Landsknechttrommel, die für den Einsatz der verschiedenen Instrumente die Signale gibt, wird mitgeführt. Ertönt sie, fallen alle Schlaggeräte ein, verstummt sie, sind nur die schweren Rasseln zu hören.

Eine gute Stunde lang ist der ohrenbetäubende Lärm in den Straßen zu hören. Neben den Hallenbergern lassen sich viele Gäste von nah und fern dieses ebenso seltene, wie eigenartige Schauspiel nicht entgehen.

Nach dem Umzug gehen in den Häusern und auf den Straßen wieder die Lichter an. Denn während des Umzuges liegt die Stadt in tiefem Dunkel.

Niemand weiß heute mehr, woher der jahrhundertealte Brauch stammt. Heidnischen Bräuchen, wie das Winteraustreiben, können christliche Elemente hinzugefügt worden sein, aber auch ein geschichtliches Ereignis in grauer Vorzeit mag die Ursache gewesen sein.